Beendigung
In Eritrea wird die Beendigung von Arbeitsverträgen durch die Labour Proclamation von 2001 (Proclamation No. 118/2001) geregelt.
Rechtmäßige Gründe für die Kündigung
Die Labour Proclamation legt bestimmte Fälle fest, in denen ein Arbeitgeber rechtmäßig einen Arbeitsvertrag kündigen kann:
- Mit Zustimmung des Mitarbeiters: Gegenseitige Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiter zur Beendigung des Vertrags.
- Abschluss des Vertrags: Wenn ein befristeter Vertrag endet.
- Unzufriedenstellende Leistung: Anhaltend schlechte Leistung des Mitarbeiters nach Warnungen.
- Disziplinarische Gründe: Schwerwiegendes Fehlverhalten, Verstöße gegen Vertragsbedingungen oder Verletzung der Unternehmensregeln.
- Redundanz: Stellenabbau aus wirtschaftlichen, strukturellen oder technologischen Gründen.
- Krankheit oder Behinderung: Längere Krankheit oder Behinderung, die den Mitarbeiter an der Ausübung seiner Pflichten hindert.
Kündigungsfristen
Sofern in einem bestimmten Arbeitsvertrag nichts anderes geregelt ist, legt die Labour Proclamation die folgenden Kündigungsfristen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer fest:
- Weniger als ein Jahr Dienstzeit: 7 Tage Kündigungsfrist.
- Ein bis zwei Jahre Dienstzeit: 14 Tage Kündigungsfrist
- Zwei bis fünf Jahre Dienstzeit: 21 Tage Kündigungsfrist
- Über fünf Jahre Dienstzeit: 30 Tage Kündigungsfrist
Abfindung
Mitarbeiter, die gekündigt werden (ohne Kündigungen wegen schwerwiegenden Fehlverhaltens), haben Anspruch auf Abfindung. Die Berechnung basiert auf der Dauer der Dienstzeit:
- Ab einem Jahr oder mehr: Zwei Wochen Lohn für die ersten fünf Jahre der Dienstzeit.
- Nach dem fünften bis zum zehnten Jahr: Drei Wochen Lohn für jedes Jahr der Dienstzeit.
- Nach dem zehnten Jahr: Vier Wochen Lohn für jedes Jahr der Dienstzeit.
Wichtige Überlegungen:
- Mitarbeiter, die aus Gründen schwerwiegenden Fehlverhaltens gekündigt werden, haben keinen Anspruch auf Abfindung.
- Arbeitgeber und Arbeitnehmer können innerhalb des Arbeitsvertrags unterschiedliche Bedingungen bezüglich Kündigung und Abfindung aushandeln, vorausgesetzt, diese Bedingungen fallen nicht unter die Mindeststandards, die durch die Labour Proclamation festgelegt sind.
Diskriminierung
Verfassung Eritreas und nachfolgende Rechtstexte bieten Schutz vor Diskriminierung aufgrund verschiedener Merkmale. Dazu gehören Rasse und Ethnie, Geschlecht, Religion, Behinderung und andere Faktoren. Diskriminierung gegen die neun anerkannten ethnischen Gruppen in Eritrea ist verboten. Die eritreische Verfassung erklärt ausdrücklich, dass alle Personen gleiche Rechte genießen, unabhängig von ihrem Geschlecht. Religionsfreiheit ist durch die Verfassung garantiert, die auch vor religiöser Diskriminierung schützt. Eritrea hat Gesetze zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen und verbietet Diskriminierung. Die Verfassung enthält eine allgemeine Bestimmung gegen Diskriminierung aufgrund von „sonstigen unzulässigen Faktoren“. Dies könnte potenziell so ausgelegt werden, dass es sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität, Alter und andere Merkmale einschließt, obwohl dies in der Rechtsprechung noch nicht fest verankert ist.
Beschwerdemechanismen
Eritrea verfügt über kein robustes und klar definiertes System, damit Einzelpersonen formelle Beschwerden einreichen und Abhilfe bei Diskriminierung suchen können. Es gibt jedoch einige mögliche Wege. Im Falle von Diskriminierung am Arbeitsplatz könnten Beschäftigte zunächst die Personalabteilung ihres Arbeitgebers oder die dafür vorgesehenen Vorgesetzten kontaktieren, um eine interne Lösung zu suchen. Einzelpersonen können rechtliche Verfahren im Zusammenhang mit Diskriminierung vor eritreischen Gerichten einreichen. Allerdings sind die Unabhängigkeit und Wirksamkeit des Justizsystems ein Bereich, der Bedenken aufwirft. Die National Union of Eritrean Workers (NUEW) kann Unterstützung und Fürsprache für Beschäftigte leisten, die Diskriminierung erfahren, obwohl ihr Einfluss und ihre Reichweite eingeschränkt sind. In einigen Fällen könnten internationale Menschenrechtsorganisationen eine Möglichkeit für Opfer von Diskriminierung sein, wenn die eritreischen Systeme keine Gerechtigkeit bieten.
Verantwortlichkeiten der Arbeitgeber
Eritreische Arbeitgeber haben eine rechtliche und ethische Verantwortung, die Prinzipien der Anti-Diskriminierung zu wahren. Zu den wichtigsten Verantwortlichkeiten gehört die Entwicklung und Umsetzung klarer Richtlinien, die Diskriminierung und Belästigung aufgrund geschützter Merkmale verbieten. Sie sollten diese Richtlinien allen Mitarbeitenden kommunizieren und Schulungen durchführen, um das Verständnis für Anti-Diskriminierungsprinzipien zu fördern. Sie sollten sicherstellen, dass Einstellungs-, Beförderungs-, Vergütungs- und Disziplinarverfahren fair und ohne Diskriminierung durchgeführt werden. Zudem sollten sie ein System einrichten, um Beschwerden über Diskriminierung schnell und wirksam zu behandeln, einschließlich klarer Verfahren für Untersuchung und Lösung.
Die Durchsetzung der Anti-Diskriminierungsgesetze in Eritrea ist ein großes Anliegen. Es bestehen Herausforderungen hinsichtlich der Unabhängigkeit des Rechtssystems und gesellschaftlicher Druck, die Einzelne daran hindern können, Gerechtigkeit zu suchen. Es ist wichtig, sich dieser Einschränkungen bewusst zu sein, wenn man den rechtlichen Rahmen im Zusammenhang mit Anti-Diskriminierung in Eritrea betrachtet.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen in Eritrea sind aufgrund uneinheitlicher Durchsetzung der rechtlichen Rahmenbedingungen komplex.
Arbeitszeiten und Ruhezeiten
Die Standardarbeitswoche in Eritrea beträgt 48 Stunden, mit einer maximalen täglichen Arbeitszeit von 8 Stunden. Das eritreische Arbeitsrecht schreibt wöchentliche Ruhezeiten und Pausen während des Arbeitstages vor, aber spezifische Details sind spärlich. Es gibt Bedenken hinsichtlich der Überschreitung dieser Grenzen, insbesondere im informellen Sektor.
Ergonomische Anforderungen
Öffentlich verfügbare Informationen zu spezifischen ergonomischen Anforderungen in eritreischen Arbeitsplätzen sind begrenzt. Berichte deuten auf einen Mangel an geeigneter Sicherheitsausrüstung und Maschinenwartung in einigen Sektoren hin, was ergonomische Bedenken aufwirft.
Es ist wichtig zu beachten, dass die eritreische Regierung ein nationales Dienstprogramm vorschreibt. Dieses Programm wurde jedoch für Elemente kritisiert, die möglicherweise nicht mit internationalen Arbeitsstandards übereinstimmen.
Für weitere Informationen und Aktualisierungen zu Arbeitsgesetzen und -vorschriften in Eritrea ist es ratsam, das eritreische Ministerium für Arbeit und Sozialfürsorge (falls Informationen auf Englisch verfügbar sind) sowie die Berichte der International Labour Organization (ILO) über Eritrea zu konsultieren.
Gesundheit und Sicherheit
Eritrea hat einen rechtlichen Rahmen für Arbeitsschutz und Gesundheitsschutz (OSH) geschaffen, aber die Durchsetzung dieser Vorschriften bleibt eine Herausforderung.
Arbeitgeberpflichten
Unter der eritreischen Arbeitsproklamation (Proklamation Nr. 118/2001) haben Arbeitgeber spezifische Verpflichtungen, um die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten. Diese Verpflichtungen umfassen:
- Alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeitenden zu gewährleisten. Dazu gehört die Bereitstellung eines sicheren Arbeitsumfelds, angemessene Schulungen und persönliche Schutzausrüstung (PSA).
- Einhaltung der OSH-Standards und -Richtlinien der eritreischen Regierung.
Arbeitnehmerrechte
Eritreische Arbeiter haben das Recht auf einen sicheren und gesunden Arbeitsplatz. Dies schließt ein:
- Informationen erhalten über potenzielle Gefahren am Arbeitsplatz.
- Unfallgefährliche Arbeiten ablehnen, ohne Repressalien zu fürchten.
- An OSH-Beratungen mit Arbeitgebern teilnehmen. Dazu gehört das Recht, Vertreter außerhalb des Arbeitsplatzes einzubeziehen, um OSH-Bedenken zu adressieren.
Durchsetzungsbehörden
Das eritreische Ministerium für Arbeit und soziale Wohlfahrt ist für die Durchsetzung der OSH-Vorschriften verantwortlich. Allerdings bleibt die Kapazität für eine effektive Durchsetzung begrenzt. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) bietet Eritrea technische Unterstützung an, um den OSH-Rahmen zu verbessern.
Herausforderungen
Trotz des rechtlichen Rahmens gibt es Bedenken hinsichtlich der Umsetzung der OSH-Vorschriften aufgrund von:
- Begrenzten Ressourcen für die Durchsetzung durch das Ministerium für Arbeit.
- Mangelndem Bewusstsein bei Arbeitgebern und Mitarbeitenden über ihre Rechte und Pflichten im Bereich OSH.